Gärtnern wie anno dazumal
Wer südlich des Schlosses Schwarzenburg vorbeigeht, entdeckt beim wiedererbauten Tätschdachhaus einen mit geflochtenen Weidenruten umzäunten Garten.
Darin wird in etwa nachgebildet, wie die Bewohnenden des Tätschdachhauses Ende des 17. und im 18. Jahrhundert sich mit Nutzpflanzen versorgten. Gärten bei solch einfachen Häusern dienten der Versorgung mit Gemüse oder Heilpflanzen der meist ärmlichen Familien. Für Prestige- und Wohlfühlgärten, wie wir sie heute gestalten, fehlte an solchen Orten die Zeit und das Geld.
Heute unvorstellbar: unbeliebtes Gemüse
Gemüse bereichert heute unsere Speisepläne – sie gelten als Superfood. Im 17. Jahrhundert ass man trotz Missernten und Hungersnöten nur geringe Mengen an Gemüse. Kohl, Hülsenfrüchte (wie Linsen), Erbsen, Ackerbohnen (Saubohnen) und Herbstrüben dienten als Beigemüse zu Suppen oder wurden bis zur Unkenntlichkeit zu Mus verkocht. Die damaligen Sorten waren wohl auch weniger bekömmlich als die heutigen.
Flüchtende, etwa Hugenotten, und Reisläufer brachten neue Kenntnisse und in ihrem Gepäck Setzlinge und Saatgut aus südlicheren Ländern in die Schweiz. Von diesen Neuerungen im Gemüseanbau mag man im Schwarzenburgerland bis weit ins 19. Jahrhundert wenig genutzt haben. Erst Ende des 18. Jahrhunderts ersetzten Kartoffeln in den einfachen Gärten die Wurzel- und Kohlgewächse.
Projektleitung
Walter Frey